Zimmerin

Der Beruf der Zimmerleute ist modisch und abwechslungsreich. Der Beruf verbindet traditionelles Handwerk mit fortschrittlicher Technologie. Er bietet ein breites berufliches Tätigkeitsfeld mit besten Zukunftschancen. Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist eine Kombination aus Schule und Arbeit im Betrieb. Sie wird vergütet mit einem monatlichen Gehalt welches jährlich steigt. Es handelt sich um einen sehr attraktiven Ausbildungsberuf. “Aktuell geht es dem Handwerk so gut wie lange nicht mehr. Viele der Auftragsbücher sind voll” betont die Bundesvorsitzende Heidi Kluth des Bundesverband der UnternehmerFrauen im Handwerk e.V. (UFH).

Auch immer mehr Frauen ziehen eine Ausbildung im Handwerk und besonders als Zimmerin in Betracht “[…] Die Zahl der Auszubildenden im Handwerk nimmt zu. Und die Leistungen der Frauen in den Unternehmen, im Wirtschaftsbereich Handwerk insgesamt und auch in der Handwerksorganisation sind sehr viel sichtbarer geworden“, stellte Heidi Kluth ebenfalls fest. Dennoch sind Frauen auf dem Bau und in Werkstätten noch immer in der Minderheit. Im Bauhandwerk liegt der Frauenanteil bei knapp zehn Prozent. 

Als Fundament müssen die künftigen Zimmerleute räumliches Vorstellungsvermögen, körperliche Fitness und mathematisch-zeichnerisches Talent mitbringen. Alles Eigenschaften die Geschlechtsunabhängig sind. Frauen müssen ihr können dennoch stetig unter Beweis stellen. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks kurz ZDH setzt sich dafür ein, Frauen Wege für individuelle Karrieren zu ermöglichen und ermutigt sie zur “[…] Entfaltung ihrer unternehmerischen Potenziale im Handwerk.

Der ZDH will den Berufseinstieg für Frauen erleichtern und die Bedingungen verbessern, denn “Das Handwerk braucht noch mehr Frauen – besonders auch in Führungspositionen und als Unternehmerinnen”. Sie unterstützen die Initiative zur Chancengleichheit im Handwerk sowie regionale und bundesweite Frauen-Netzwerke in Handwerk und Wirtschaft.

Netzwerktreffen

Die Diskriminierung im Handwerk wird häufig auf Gesetze, wie das Berufsverbot aus den 1990er-Jahren, reduziert. Der Bauboom Anfang der 1990er Jahre erhöhte die Nachfrage nach Arbeitskräften auf dem Bau, weshalb 1992 die Zimmerin Pia Wahl für sich und alle Frauen im Bundestag vorsprach und versuchte für die Arbeitsrechte der Frauen einzustehen. Im Jahr 1994 wurde das Beschäftigungsverbot im Bauhauptgewerbe und das Nachtarbeitsverbot aufgehoben. Ulrike C. Kannengießer veröffentlichte 2005 einen Leitfaden namens “Arbeitsschutz für Frauen”, um über Vergangenes zu berichten und um Fehler nicht zu wiederholen. Doch nach wie vor gibt es strukturelle Diskriminierungen und nicht genug weibliche Personen in Führungspositionen.

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks findet “Die Unternehmerfrauen sind ein unverzichtbarer Partner für das Handwerk“, weshalb es wichtig ist mehr junge Frauen für das Handwerk zu gewinnen. “Es soll deutlich werden: Im Handwerk sind die jungen Frauen richtig, und zwar in der ganzen Bandbreite der handwerklichen Berufe.“ In mehr als 140 Ausbildungsberufen bietet das Handwerk Frauen die unterschiedlichsten Karriereperspektiven und Entwicklungschancen.

Unterstützend dazu gibt es Netzwerktreffen im Handwerk mit Impulsvorträgen, interaktive Workshops und Podiumsdiskussionen, denn Frauen finden in Zeiten des Fachkräftemangels gewinnbringende Möglichkeiten zur Entwicklung der eigenen Karriere. Des Weiteren ermöglichen Handwerkskammern und Fachverbände Handwerkerinnen spezifische Fortbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Frau am Bau

Der Frauenanteil bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Handwerk 2019 lag bei fast 20 Prozent. Die Zahl aller neuen Ausbildungsverträge im Jahr 2020 ist jedoch durch die Corona-Krise um 9,4 Prozent gesunken und hatte somit einen deutlichen Einfluss auf den Ausbildungsmarkt. Weshalb Barbara Hagedorn Leiterin des Abbruchunternehmen Hagedorn mehr Frauen für ihren Beruf im Handwerk begeistern will. Sie vermutet: “Es fehlt an weiblichen Vorbildern, die klassisch-männliche Handwerksberufe ausüben.“ Sie hat die Studie “Frau am Bau“ eingeführt und über 800 Meinungen von Mitarbeitern im Baugewerbe eingeholt. Davon sind 82 Prozent Männer und 18 Prozent Frauen. 95 Prozent der befragten Männer sind der Meinung, dass Frauen im Handwerk einen genauso guten Job machen wie Männer.

Dieter Vierlbeck, Geschäftsführer beim Bayerischen Handwerkstag (BHT) ist zuversichtlich, denn “[…] die Ausbildungsvergütungen in gewerblich-technischen Berufen wie im Bauhandwerk ist weitaus höher als in kaufmännischen Berufen“. Um mehr Frauen für solche Berufe zu interessieren und das Nachwuchsproblem im Handwerk in den Griff zu bekommen, müsse laut Vierlbeck jedoch noch mehr “Veränderung” stattfinden. Er fordert: “Wir müssen mehr weibliche Azubis einzustellen.” 92 Prozent der weiblichen Befragten aus der Hagedorn-Studie “Frau am Bau“ wünschen sich bessere Arbeitsbedingungen, mehr weibliche Vorbilder und eine stärkere berufliche Förderung. Außerdem sagen 75 Prozent dieser Frauen, dass “[…] Sexismus und Vorurteile gegenüber weiblichen Mitarbeitern ein Problem in der Branche sind”.

Maßnamen

Dem Vize-Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für München und Oberbayern ist es ein Anliegen, das Handwerk von seinem frauenfeindlichen Image zu befreien. Dies wäre sehr wichtig für ihr Wohlergehen und ausschlaggebend dafür, dass sich mehr Frauen für einen Handwerksberuf interessieren. “Sind mehr Frauen präsent, verändert sich der Ton von ganz allein“, glaubt er.

Er betont das es bereits erste Fortschritte gibt, denn. “[..] In der Gesellschaft findet derzeit ein Umdenken statt“. “Überall wird heute darauf geachtet, dass Frauen gleichberechtigt behandelt werden und im Arbeits­leben eine größere Rolle spielen“ beobachtet er.

Die Handwerkskammer versucht die Rahmenbedingungen in den Gewerken zu verbessern. Beginnend mit sanitären Anlagen für Frauen in Betrieben und professioneller Handwerkskleidung. “Noch zu Beginn der 2000er-Jahre gab es für Frauen kein eigenes Arbeitsoutfit. Stattdessen mussten sie Männerkleidung tragen”, so Dieter Vierlbeck.
Das Handwerk-Magazin hat gemeinsam mit der 22-jährigen Handwerkerin Madita Brauer in der Aktion #besseralsmaenner gezeigt “Männer helfen Frauen, Frauen helfen Männern – so entsteht echter Teamgeist.” Das belegt auch die Studie über “Diversität” der McKinsey-Berater. Die Studie besagt, dass bei Unternehmen, die einen hohen Anteil weiblicher Führungskräfte beschäftigen, sich die “[…] Wahrscheinlichkeit eines überdurchschnittlichen Geschäftserfolgs verdoppelt.”

Fazit

Dank des technischen Fortschritts gibt es keine reinen Männerberufe mehr. Individuelle stärken sind nicht geschlechtsabhängig. Jeder Mensch und jeder Handwerker hat seine individuellen Schwächen. Ziel ist es jedoch, dass jedes Individuum seine Stärken optimal einbringen kann. Für eine Zukunft in der Gleichberechtigung eine große Rolle spielt, ist es wichtig, dass Vorgesetzte auf faire Rahmenbedingungen achten und mehr Frauen einstellen.

Des Weiteren gibt es für die Entwicklung künftiger Führungskräfte im Handwerk viele Fortbildungen und Förderungsmittel. Diese Informationen fehlen jedoch vielen Unternehmen, weshalb bessere Aufklärungsarbeit geleistet werden muss. Laut Geschäftsführerin Barbara Hagedorn, gibt es im Jahr 2021 “[…] selbst auf dem Bau keinen Beruf mehr, den eine Frau nicht ausüben könnte.”